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Presse & Nachgefragt

26.03.2004 Kleinfahner/Thüringen (rd)
13-Jähriger wurde neben Schulbus von einem Auto erfasst
Umweg fand ein tragisches Ende

Wir berichteten am 18.3.2004 mit Link zur Thüringer Allgemeine. Dieser Artikel berichtet nun über Gespräche die wir mit den betroffenen Busunternehmen führten. Fahrerschulung findet in dieser Region statt, ob noch mehr Schulung oder andere Maßnahmen solche Unfälle vermeiden können, dies bleibt weiterhin zu klären. Trotz des Unfalls können sich andere Kreise, wie z.B. der Kreis Mayen-Koblenz, dies als Beispiel nehmen wie man sich um Sicherheit bemühen sollte.

Die Hilfsbereitschaft eines Busfahrers führte zu dem Unfall bei dem ein 13-Jähriger Schüler schwer verletzt wurde. Morgens wurde im Bus kurz nach der Abfahrt von der Haltestelle noch ein Klassenkamerad aus Kleinfahner vermisst. Herr Steinbrück, Chef und Inhaber des Busunternehmen Steinbrück, dazu: Unser Busfahrer hätte ein schlechtes Gewissen gehabt, irritiert durch seine Uhr dachte er 2 Minuten zu früh abgefahren zu sein. Der Fahrer fuhr zurück zur Haltestelle, als jedoch der Schüler dort nicht anzutreffen war, fuhr der Fahrer nach Hinweisen des 13-Jährigen Schülers Michael einen Umweg zum Haus des vermissten Schülers.

Vor dem Haus des Klassenkameraden stoppte der Bus. Die Stelle ist kein regulärer Haltepunkt, hat daher auch keine Parkbucht. Dort sprang der 13-Jährige vorne raus und querte vor dem Bus die Straße. In diesem Moment überholte eine VW-Fahrerin den Bus, an dem laut Polizei keine Warnblinkanlage eingeschaltet war. Die Frau sah den Jungen erst in letzter Sekunde, einen Zusammenstoß konnte sie nicht mehr verhindern. Der schwer verletzte 13-Jährige wurde per Rettungshubschrauber in ein Erfurter Krankenhaus transportiert. Es bestehe keine Lebensgefahr, hieß es noch am Nachmittag.

Für Herrn Steinbrück ist das Verhalten des seit 10 Jahren in der Firma festangestellten Fahrers auf unglückliche Umstände zurückzuführen. Wir machen regelmäßig Schulungen und erst kürzlich ein 2-tägiges Seminar für unsere Busfahrer im Linienverkehr. Auch auf den Schülerverkehr wird eingegangen, da Schüler der größte Anteil unserer Fahrgäste sind. Um einen Linienbus fahren zu dürfen reicht der Führerschein und Mindesalter von 21 Jahren aus. Alle unsere Fahrer sind Festangestellte aber davon sind nur etwa 20 % Berufskraftfahrer, denn mehr bekommen wir nicht auf dem Arbeitsmarkt. Wer will denn schon nach der Schule den Ausbildungsberuf Kraftfahrer im Personenverkehr erlernen und wenn dann mit etwa 18 Jahren fertig, noch bis 21 warten um seinen Beruf überhaupt ausüben zu dürfen. Daher sind die meisten Berufskraftfahrer Quereinsteiger aus anderen Berufen.

Der Ver.di Pressesprecher Stefan Heimlich sieht hierzu Handlungsbedarf und man bemüht sich die Grenze für Berufskraftfahrer im Personenverkehr auf 18 Jahre zu reduzieren. Zweitägige Seminare hält er nicht für ausreichend um qualifiziert genug zu sein um eine Tätigkeit als Busfahrer im Personenverkehr auszuüben. Schulbus.net wird an anderer Stelle noch über das ausführliche Gespräch mit Steffan Heimlich berichten.

Wir sprachen auch mit Geschäftsführer Würtz von der Regionale Verkehrsgemeinschaft Gotha GmbH (RVG), dem Konzessionär der Linie. Da es sich noch um laufendes Ermittlungsverfahren handelt konnte er nur beschränkt Auskunft geben. Er bestätigte, dass der Fahrer schon seit längerem beim Omnibusbetrieb Steinbrück tätig sei und noch nie durch Unregelmäßigkeiten aufgefallen sei. Auch nähme der Fahrer an regelmäßigen Schulungen teil. Es wäre falsch nach diesem Unfall draus zu schließen: dies alles würde sowieso nichts nützen. Unsere Bemühungen sind erforderlich und müssen bleiben, wenn nicht sogar noch verstärkt.

Wir nehmen seit Mitte 2000 das Thema Sicherheit im Schülerverkehr in der neu gegründeten RGV sehr ernst. Das Schulverwaltungsamt, Kreisverkehrswacht und wir arbeiten eng zusammen. Wie haben das Projekt David seit 2001 laufen. Da kommt ein speziell dafür hergerichteter Bus, gesponsert von Firma Steinbrück, in die Kindergärten und Schulen gefahren. Wir decken alles ab wo Kinder neu mit dem Bus zur Schule konfrontiert werden. Solch eine Schulung dauert zwei bis drei Stunden. Von Oktober 2001 bis zum Juni 2002 wurden 1.455 Schüler aus 127 Grundschulklassen sowie 860 Schulanfänger aus den 77 Kindergärten des Landkreises geschult.

Im Versandt der Schülerfahrscheine legen wir auch einen Elternrundbrief bei, mit Stundenplan und auf dessen Rückseite gibt es Verhaltensregeln im Bus und an der Haltestelle. Ebenso legen wir eine Ausgabe der "Omni" bei, eine Zeitschrift welche alle 3-4 mal jährlich von einer Kooperation regionaler Busfirmen in Thüringen herausgeben wird. Darin gibt es dann Artikel für Eltern mit Sicherheitshinweisen zum Schulweg mit dem Bus.

In unserem Kreistag regiert zur Zeit die SPD, aber das hier nötige fachliche Handeln würde sicherlich auch unter jeder anderen Partei erfüllt werden, meint Herr Würtz. Hier wird vieles ernst genommen was vielleicht woanders noch nicht selbstverständlich ist. Bei freigestellten Schulbussen müssen die Fahrzeuge die Ausstattung nach Richtlinien für Schulbusse erfüllen und auch der Fahrer von Fahrzeugen von unter 8 Personen muss den Personenbeförderungsschein haben.

Vom Nutzen der Warnblinkanlage um wirklich die Autofahrer ernsthaft auszubremsen hält er nicht sehr viel. Praktiken wie in USA sind da schon besser, und auch wünschte er, dass auch im Linienverkehr das Schulbusschild verwendet werden darf.

Kommentar: Trotz dieses Unfalls scheinen zumindest aus der Ferne, so weit wie möglich betrachtbar, vergleichbar gute Bemühungen in der Schülerbeförderung vorhanden zu sein. Andere Kreise wie z.B. der Kreis Mayen-Koblenz könnte hier lernen, dass man sich nicht nur für die Schülermonatskarte zuständig fühlen sollte. Qualitäts- und Sicherheitsmanagement ist halt in Kreis Mayen-Koblenz noch ein Fremdwort, wie die Initiative es auszudrücken pflegt.

Siehe auch:

  • Die RVG: Sicherer Schulweg mit dem Bus
  • Die RVG: Das Projekt DAVID
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