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05.02.04

Frösche besser geschützt als Kinder
Gemeinderat Biederbach und Bürger drängen auf Fußgängerüberweg über die L 101 / Für Kröten gibt es einen Durchschlupf

BIEDERBACH (mkt). Vor großer Zuhörerschar traf sich Biederbachs Gemeinderat. Das Interesse der Besucher galt jedoch nicht so sehr den regulären Tagesordnungspunkten, sondern einem eigenen Anliegen: Sie überreichten eine Unterschriftenliste, mit der die Forderung nach einem Fußgängerüberweg über die L 101 in der Ortsdurchfahrt Kirchhöf erhoben wird.

Mit dem zum Ende des vergangenen Jahres fertig gestellten Ausbau der L 101 kamen nun die Probleme auf, die von Fachleuten prophezeit worden waren: Der Durchgangsverkehr nimmt zu - und es wird schneller gefahren. Zu spüren bekommen dies vor allem die Anwohner im Ortsteil Kirchhöf. "Ich konn mi Milchwägeli nur noch im Laufschritt über Stroß num fahre", berichtete Wirtshofbauer Josef Allgeier in der Gemeinderatssitzung. Aufgrund der Kurvenführung sei der bergaufwärts fahrende Verkehr kein Problem. Talabwärts jedoch verleite die Straßenführung - trotz Unübersichtlichkeit und 50-Stundenkilometer-Beschränkung - zum Rasen.

Auch die Kirchgänger, die regelmäßig die Gottesdienste in St. Mansuetus besuchen und ihre Autos auf den eigens neu angelegten Parkplätzen vor dem Gasthaus "Deutscher Hof" und beim Schulhaus abstellen, haben ihre Probleme, berichtete die Pfarrgemeinderatsvorsitzende Ingrid Gehring. Bei gutem Wetter seien vor allem die talabwärts fahrenden Rennradfahrer ein großes Gefahrenpotenzial. Probleme gebe es auch immer wieder für die Kinder, die die Schulbusse benutzen. Nach dem Aussteigen müssen viele von ihnen die Straße überqueren, um nach Hause zu kommen. Davon betroffen sind vor allem die Hauptschüler, die ins Schulhaus nach Biederbach müssen und die Kinder und Jugendlichen, die die weiterführenden Schulen in Elzach und Waldkirch besuchen.

Bürgermeister Josef Ruf erläuterte, dass die Problematik im Gemeinderat schon mehrfach Thema war. Allein in seiner Amtszeit habe man bei den Straßenverkehrsbehörden schon zwei Anträge auf einen Fußgängerüberweg eingereicht. Auch bei den jährlichen Verkehrsschauen sei das Problem immer wieder angesprochen worden. Getan hat sich freilich noch nichts. "Es fehlt die Rechtsgrundlage", so die Antwort der Behörden. Denn sowohl die Zahl der durchfahrenden Fahrzeuge - die Straßenverkehrsbehörde spricht von 3000 täglich - als auch die Zahl der "Querungen" reiche für einen Fußgängerüberweg nicht aus. Außerdem fehle die vorgeschriebene Mindestsichtweite von 100 Metern. "Zynisch" nannte Edda Preuss diese Begründung. Gemeinderat Wilfred Singler erinnerte an die Fürsorge der Straßenplaner für Amphibien: Wenige hundert Meter talaufwärts wurde beim Straßenneubau eigens ein Krötentunnel angelegt, um den Tieren die gefahrlose Unterquerung der Straße zu ermöglichen: "Die Viecher sin anscheinend mehr wert als unseri Kinder".

"Es klappt immer erst, wenn was passiert", fand Gemeinderat Nikolaus Dufner. Er erinnerte an das Beispiel Fußgängerampel Niederwinden: "Dort musste erst ein Kind zu Tode gefahren werden".

So weit will man es aber nicht kommen lassen. Drum waren sich Gemeinderäte und Antragsteller einig: "Wir müssen Druck machen und dürfen nicht locker lassen". Weshalb sich eine gemeinsame Initiative von Pfarrgemeinderat, Schule und Elternvertretern an eine Unterschriftensammlung gemacht hat. Die Listen wurden nun dem Gemeinderat übergeben mit der Bitte, die Forderung nach dem Bau eines Fußgängerüberwegs an die Behörden weiterzuleiten. Bürgermeister Ruf sagte dies zu. Gleichzeitig regte er einen Vor-Ort-Termin mit den verantwortlichen Behördenleitern an. "Das Hauptproblem ist einfach, dass da viel zu schnell gefahren wird. Da müssen wir uns was überlegen, um die Geschwindigkeit zu reduzieren." Dies könnten zum Beispiel auch bauliche Veränderungen sein.

© Schulbus.Net mit freundlicher Genehmigung der Badischen Zeitung

In der WAZ vom 5.2.04 stand das Thema unter dem Titel:
Unterschriftenaktion für Fußgängerüberweg
Druck machen und nicht locker lassen Pfarrgemeinde, Elterninitiative und Schule wollen sich einsetzen

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