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"Gestern wäre es beinahe an der Haltestelle in Baar-Niederbaar passiert"
Im Kreis Mayen-Koblenz beginnt sich (zu) langsam etwas zu tun

Rolf Diederichs, 17.5.2004

Die Mühlen mahlen seit November 2003, aber für einige Haltestellen mahlen sie gefährlich zu langsam. Entscheidungen und Umsetzung müssen gezielter nach Dringlichkeit der Gefährdung der Kinder erfolgen und nicht der BOKraft zu liebe Haltestellenschilder in Vorgärten von Kindergärten (z.B. Langenfeld) aufzustellen, nur weil dies jetzt ein Linienverkehr ist.

Schon einige Zeit war vom Ortsbürgermeister Heribert Hänzgen keine Auskunft zu den Haltestellen in Baar-Büchel und Baar-Niederbaar zu erhalten. Jedoch kam stellvertretend von der Verbandsgemeinde kurz vor Redaktionsschluss die Nachricht: "Stand der Angelegenheit in beiden Fällen ist, dass im Hinblick auf eine Optimierung der Sicherheit Veränderungen geprüft werden. Hierzu sind weitere Gespräche mit Fachbehörden und Beratungen im Ortsgemeinderat erforderlich." Weiter gab es für die Elterninitiative die erfreuliche Auskunft: "Sie mögen daraus erkennen, dass die Ortsgemeinde Baar Anregungen ernst nimmt und Vorschläge aufgreift". Auf die Rückfrage: In welchem Zeitraum die Ergebnisse der Gespräche vorliegen werden, erhielten wir kurzfristig keine Auskunft (immerhin wird schon seit sechs Monaten beraten). Der Artikel wird mit Aufzeichnung des aktuellen Zustands und den Hintergründen versuchen etwas für die noch laufenden Diskussionen beizutragen, aber auch mit dem Ziel noch vor Veränderungen die alte Situation als abschreckendes Beispiel für andere Gemeinden einzufangen (aus Fehlern lernen).

Baar-Niederbaar


Viel zu klein und Absturzgefahr (Foto: D. Schmitz)
Rüberlaufen wenn der Bus kommt?
Kein sicherer Aufenthalt In Mittelbaar abgebaut und ...
... hier hin verlegt Kindergartenhaltestelle im Ort

Alternative ca. 300 Meter vorher (Fotos: D. Schmitz):
Verkehrsberuhigung und "Überweg" wie in Koblenz-Rübenach
Eine Anwohnerin in Nähe der Haltestelle Baar-Niederbaar auf der B 258 macht sich Sorgen wenn Sie die Umstände beobachtet unter denen die Kinder dort in den Bus ein- und aussteigen. "Erst vor ein paar Tagen wäre es beinahe passiert. Die Kinder verließen den Bus, einige warteten noch neben dem Bus bis der wegfuhr. Zwei Autos hielten hinter dem Bus, aber da kam noch eins im schnellen Tempo alle überholend und hätte beinahe zwei Kinder erfasst die in diesem Moment vor dem Bus die Straße überquerten." Die Anwohnerin, welche aus Angst nicht genannt werden möchte, fährt fort: "Die Busfahrerin Susanne des Omnibusbetriebs Stefan Weber aus Drees redet den Kinder wirklich ein, nie vor oder hinter dem Bus über die Straße zu überqueren. Aber die Stelle ist aber auch wirklich gefährlich, den Baum der die Sicht verdeckt müsste man schneiden, es ist ein Wunder, dass hier bisher noch nichts passiert ist."

Jedem Laie dürfte klar sein, dass unter diesen baulichen Bedingungen ein Unfall vorprogrammiert ist. Etwa 10 Kinder ab dem ersten Schuljahr sind an dieser Haltestelle regelrecht überfordert. Auf der kaum befestigten kleinen Fläche von ein Quadratmeter zwischen den Leitplanken können sie sich nicht aufhalten. Ein kleiner Fehltritt, drängeln oder stolpern und einer läuft Gefahr nicht nur auf der Straße zu landen, sondern ca. 2 Meter tief im Stacheldraht der Kuhweide zu hängen. Wie am Foto zu erkennen ist, gibt es sogar auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein Wartehäuschen, welches zum eiligen Überqueren verleitet sobald der Bus sich nähert.

Falls die Haltestelle dort bleiben soll wo sie ist, dann wäre als Entschärfung eine ausreichend große Aufenthaltsfläche mit Beleuchtung das wichtigste. Mit Winkelsteinen könnte die Böschung befestigt werden und zwangsläufig wäre ein Geländer als Absturzschutz erforderlich. Ferner sollte der Baum beschnitten werden.

Als alternativer Standpunkt, wahrscheinlich der bessere, käme die erste Kreuzung hinter dem Ortseingang in Betracht. Auch wäre für ein auffälliges Bushäuschen (kein Holz!) genug Platz vorhanden. Zusätzlich sollten Querungshilfen wie Fußgängerüberwege oder Sparlösungen angelegt werden (Beispiel im Bild zeigt Koblenz-Rübenach). Die Querungshilfe sollte so ausgelegt werden, dass sie auch als deutliche Geschwindigkeitsbremse und Überholhindernis wirk bzw. den Autofahrer auf Fußgänger im Haltestellenbereich aufmerksam macht. Auffallend ist, dass nur ein Kilometer weiter, im Ortsteil Baar-Mittelbaar, eine Verlegung unter den gleichen Umständen (s. Bild) vor vielen Jahren schon stattgefunden hat.

Die im Ort befindliche Haltestelle, welche zur Kindergartenbeförderung benutzt wird, scheidet wegen der Hanglage und damit verbundenen Problemen im Winterbetrieb leider aus. Im Winter hält auch der KIGA Bus an der B 258, dreht jedoch so, dass er immer auf der günstigen Seite ein- und auslädt.

Ohne Anspruch auf Vollständigkeit ein paar Hinweise auf Fußgängerunfälle auf der B 258 in dieser Region: In Niederbaar wurde eine alte Frau vor vielen Jahren von einem Motorradfahrer überfahren. Vor über 10 Jahren ein Mädchen welches seit dem behindert ist. Vor 3 Jahren gab es einen Haltestellenunfall eines Mädchens fünf Kilometer entfernt in Virneburg und im letzten Jahr eine Frau vor Einsteigen in ihr PKW erfasst und schwer verletzt.

Die B 258 führt zu dem nur wenige Kilometer entfernt liegenden Nürburgring. Die Elterninitiative betrachtet dies als ein Symbol dafür wie Fußgänger von Autofahrern verdrängt werden. Dazu Herbert Fuss, Leiter der Abteilung Verkehr + Technik des ADAC Mittelrhein e.V., versteht sich mit folgenden Worten nicht nur als Lobby der Autofahrer: "Selbstverständlich haben auch wir ein großes Interesse an sicheren Bushaltestellen, insbesondere dann wenn es sich um Schulbushaltestellen dreht. Wir setzen uns auch gerne mit den betreffenden Behörden in Kontakt und machen auf Missstände aufmerksam". Zu einem Ortstermin wäre Herbert Fuss ebenso bereit.
Die Elterninitiative meint auch, dass es ein Schutz für Autofahrer sei nicht wegen mangelhafter Haltestellen am Ende eine fahrlässige Tötung am Hals zu haben. Siehe dazu auch den heute veröffentlichten Artikel des Verkehrsjuristen Prof. Dr. jur. Dieter Müller.

Baar-Büchel


Situation

K.H. Bauch berichtet (Foto: D. Schmitz)
Über die Problematik dieser Haltestelle wurde im Haltestellenreport/Kataster (Steckbrief: Büchel) und im Fazit vom 1.4.2004 schon berichtet. Da uns aber jetzt Bürger ihre Unzufriedenheit und Hintergründe mitteilten gibt es zu dieser Haltestelle noch ein paar sehr wichtige Dinge zu sagen.

Der Pensionär Karl-Heinz Bauch drückt seinen Ärger aus: "Warum ist der eigene Ortsbürgermeister als Polizist und praktisch Verkehrsfachmann nicht in der Lage oder Willens ist, für die eigenen Bürger bzw. Schulkinder zu sorgen, d.h. vor der eigenen Haustür zu kehren?" Ein anderer Vater, ebenso Polizist und auch Gemeinderatsmitglied von Baar, hat selbst kleine Kinder welche diese Haltestelle benutzen. Dieser Polizist war offensichtlich so über den Weg seiner Kinder zur Haltestelle besorgt, dass die Busfahrer eine Sonderregelung für ihn praktizierten.

Illegale "Haltestelle"

Karl-Heinz Bauch berichtete: "die Busse hielten ohne offizielle Haltestelle etwa 100 Meter weiter an der Einmündung zur Martinshöhe. Als ich dann noch einen Beinahunfall vom Fenster aus beobachtete, hab ich die Sache zur Polizei nach Koblenz gemeldet. Ich hab das auch fotografiert, aber die Fotos nicht zurück bekommen". Er zeigte noch einige übrig gebliebene Bilder. Eines davon zeigt einen Bus der Firma Welter, u.a. schon bekannt geworden durch einen Unfall an einer nicht beschilderten Haltestelle in Baar-Freilingen. Die Eltern kämpfen heute noch vor Gericht für Gerechtigkeit.

Neben der Sorge des Pensionärs um die Kinder hatte er aber auch aus Gerechtigkeitssinn für andere Kinder Zivilcourage gezeigt. Für Kinder die ohne Vorzugsbehandlung täglich an gefährlichen Haltestellen zur Schule fahren müssen. "Ich mag Kinder sehr, hab immer für deren Wohl gemeinnützig gearbeitet, die sind doch unsere Zukunft. Daher bin ich auch sofort bereit 10.000 Euro für den Fußweg mit Beleuchtung zu spenden." Er bemerkte unsere zweifelnden Blicke und fuhr fort: "Ich mein das ernst, ihr könnt das so schreiben".

Es ist bekannt, dass Behörden nicht immer Spenden annehmen, trotz leerer Kassen, wenn damit Gefahr besteht neue Maßstäbe zu setzen - dann kämen nachher alle und wollten eine sichere Haltestelle haben. Auch im Streit um die Haltestelle Kirchwald Spielplatz/Nitzblick schlug die Gemeinde eine Spendenbereitschaft für eine sichere Buskap als Lösung aus.

Ein Thema welches hier in jeder Hinsicht besonders berührt wird, sind die Appelle der Polizei an ihren Fahrzeugen (Bild): "wer nichts tut, macht mit. Eine Kampagne für mehr Zivilcourage". Auch Polizisten sollten diesem Leitsatz selbst folgen, aber auch dann begrüßen wenn es der Politik unbequem ist. Neben den Hinweisen um Haltestellen sind weitere 80% aller Erfolge den Hinweisen aus der Bevölkerung zu verdanken!

Wo hat sich was getan?

VORHER
NACHHER
Nach der Haltestellenbereisung, angeregt durch den Haltestellenreport, konnten erste Maßnahmen hier und dort festgestellt werden. Auch hatte der Landesbetrieb Straßen und Verkehr (LSV) der Straßenverkehrsbehörde mitgeteilt, dass an den Stellen wo die RMV argumentierte eine einseitige Beschilderung wäre an verkehrsarmen Straßen ausreichend, dies nun doch nicht zulässig wäre. Die RMV stützte sich bei ihrer Behauptung auf ein Urteil des OLG Celle aus 1958.

Wie uns Landrat Albert Berg-Winters nun doch noch berichtete sind weitere Maßnahmen im Fluss: "Feststellungen werden in verkehrsrechtliche Anordnungen eingearbeitet. Erforderliche Abstimmungen sind noch nicht vollständig abgeschlossen. Die Feststellungen beinhalten auch die Entfernung und Versetzung von Bushaltestellen". Die Elterninitiative gibt zu bedenken, dass auch nach dem Motto "es ist schon lange gut gegangen", es zu leichtsinnig wäre die Sache noch weiter auf die lange Bank zu schieben. Die Worte aus Niederbaar: "erst vor ein paar Tagen wäre es beinahe passiert", sprechen eine deutliche Sprache. Ferner gibt es genügend Beispiele von Veränderungen, im Verkehr und im "Schülertourismus", unter denen nicht zwangsläufig alt bewährtes funktioniert.

Sobald Anlass besteht, entweder positiver oder negativer Natur, wird Schulbus.net berichten.