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6-Jähriger von Schulbus überrollt und tödlich verletzt
Mit richtigen Ausschreibungen und Kontrollen Todesfälle verhindern

von Rolf Diederichs, 29.11.2004


Wer muß diese Türen schließen?
Wer ist für die Ausschreibung verantwortlich? Wer ist für den Tod verantwortlich?
Ein Unfall nach dem Aussteigen aus dem Schulbus kostete einem 6-jähigen das Leben als er unter den Reifen seines Schulbusses geriet. Der wie scheinbar Schicksal erscheinende Unfall veranlasste Schulbus.Net mit Hilfe der Polizei genauer hinzusehen. Hervor kamen ziemlich eindeutige Gründe die für den Tod des Jungen verantwortlich waren. Wird die Staatsanwaltschaft bis in die Amtsstuben ermitteln? Dr. Saftig belehrt: "Unachtsamkeit oder mangelnden Konzentration".

Lkr. Landshut / Altfraunhofen am Montag 18.Okt 2004, 12.40 Uhr.
Der Kreis Mayen-Koblenz und andere Landkreise sollten bitte weiterlesen, denn es geht hier jeden etwas an.

Die 61-jährige Fahrerin eines Daimler Benz Sprinters fuhr Schulkinder der Grundschule Geisenhausen im Rahmen der Schülerbeförderung nach Hause. Sie machte einen üblichen Stopp, an einem Weiler mit 5 Wohnhäusern auf der Hotelkamstraße, um dort zwei 6- und 7-jährige Brüder an einer Garageneinfahrt aussteigen zu lassen. Die Mutter sah den Bus mit den Kindern ankommen, ob sie auf dem Weg war um die Kinder am Bus zu empfangen ist noch ungeklärt.

Die beiden Brüder stiegen aus dem Fahrzeug aus, ob selbstständig die Schiebtür öffnend und wieder schließend wird noch geklärt, die Mutter schaute im Moment des Unglücks kurz weg, als sie wieder zum Bus hinschaute sah sie ihren 6-jährigen vom rechten Hinterreifen überrollt leblos auf der Fahrbahn liegen. Dabei hatte er so schwere Kopfverletzungen erlitten, dass er sofort tot war. Die Mutter rannte hin, konnte aber ihren Jungen nur noch leblos in die Arme nehmen.

Die Polizei bestellte einen Unfallgutachter um den Unfallhergang zu rekonstruieren. Da der Bruder des Verunglückten noch unter Schock steht kann er erst mit Zeitabstand befragt werden, welches auch das Einverständnis der Eltern erfordert. Für die Betreuung der Kinder wurde ein Schulpsychologe eingesetzt.

Nach Angaben der Polizeipressestelle Landshut gegenüber Schulbus.Net wäre die Busfahrerin nicht im Besitz eines Personenbeförderungsscheins gewesen. Es ist zu vermuten, wie auch Ver.di Pressesprecher Stefan Heimlich gegenüber Schulbus.Net in einem Gespräch bestätigte, dass Behörden Aufträge zur Schülerbeförderung ohne Nachweis des Personenbeförderungsscheines vergeben. Die StVO sei in diesem Punkt nicht ganz so eindeutig, meinen zumindest einige die dies gerne als Gesetzeslücke auszunutzen wissen, da es sich jedoch um eine gewerbliche Fahrt handele, wäre nach der Rechtsauslegung von Ver.di, trotzdem eindeutig ein Personenbeförderungsschein erforderlich. Auch Ralf Schomisch gibt uns Auskunft, dass in solchen Fällen ein Personenbeförderungsschein erforderlich sei (§ 48 Fahrerlaubnisverordnung). Polizeisprecher Gras-Müller sieht allerdings auf Grundlage geltender Gesetze keine Möglichkeit einen Personenbeförderungsschein zu fordern. Man werde aber den Kreis daraufhinweisen solche Vereinbarungen mit dem Beförderungsunternehmen zu treffen.

Polizeisprecher Gras-Müller bedankte sich in einem späteren Gespräch ausdrücklich über die Hinweise von Schulbus.Net. Man hatte auf Grund dieser Hinweise, die u.a. auch die Schließung der Tür durch den Bub vermuten ließen, die Kleidung untersuchen lassen. Daraufhin wurde ein abgerissener Reisverschluss an der Tasche des Anoraks entdeckt. Das alles lässt vermuten, dass der Junge beim schließen der Tür darin hängen geblieben war. Man hat aus diesen und den weiten Hinweisen auch von der Schulbus.Net Homepage den Kreis auf die Möglichkeiten der Einflussnahme auf die Sicherheit besonders hingewiesen.

Weitere wichtige Hinweise könnte die Kommission und Staatsanwaltschaft auch besonders durch die Befragung des Bruder erzielen. Die Eltern stimmen dem auf Grund der psychischen Belastung zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht zu.

Im Zusammenhang eines anderen Unfalls den man auch mit entsprechender Prävention hätte verhindern können, belehrte uns Verbandsgemeindebürgermeister und gelernter Jurist Dr. Saftig schriftlich: "Ist Ihnen schon einmal der Gedanke gekommen, dass Unfälle häufig durch Unachtsamkeit oder mangelnden Konzentration passieren?" Wer war denn hier unachtsam oder unkonzentriert? Der Verantwortliche für die Schülerbeförderung während der Auschreibung oder etwa das 6-jährige Kind? Weiter sagt Saftig: "Dort wo Menschen am Werk sind, werden sich Unfälle nie ganz vermeiden lassen". Ganz sicherlich nie ganz, aber unbestritten deutlich weniger, sonst stellt er die ganze Unfallverhütung in Frage, mit der sich die Politik bei Erfolgsmeldungen über gesunkene Unfallzahlen gerne ins Rampenlicht stellt.

Man kann zum jetzigen Zeitpunkt schon auf die wahscheinlichen Gründe schließen, die zu diesem besonders tragischen Unfall führten. Aber auch Experten die sich mit Prävention auf diesem Gebiet auskennen, dürften sicherlich folgende Schlussfolgerung ziehen:

  • Unternehmensqualifikation
  • Fahrerausbildung (hier Ablauf an der Haltestelle)
  • Ausstattung der Fahrzeuge (hier könnte möglicherweise eine elekt. Tür maßgeblich sein)
  • Schulbusschule Aber auch auf die örtlichen individuellen rauen Betriebsbedingungen abgestimmt (Schiebetür eines DB Sprinters).
  • Elternaufklärung (hier Ablauf an der Haltestelle)
  • Dringend erforderliche Vorschriften im ÖPNV und in der gewerblichen Schülerbeförderung, die es noch nicht gibt.
  • tiefgründige Unfallursachenermittlung
  • ungeschminkte selbstkritische Öffentlichkeitsarbeit der Behörden und Hofberichterstatter (ALLE sollen aus Fehlern lernen)
  • Der Kostenträger spart unangemessen ohne den nötigen Sachverstand "Verkehr" zu besitzen oder sich einzuholen.

Wir hören Stimmen im Kreis Mayen-Koblenz, aber auch woanders in Deutschland, im Chor singen "ist doch hier bisher noch nie ein Unfall passiert". Wo liegt "hier"? Das Dorf? der Kreis? Das Bundesland? Hat nur in der näheren Umgebung ein Menschenleben für uns Bedeutung? Oder wird erst wenn es HIER passiert die Gefahr auch HIER erkannt?

Wann werden die Verantwortlich hier im Kreis Mayen-Koblenz, aber auch in Mainz oder Berlin, von einem Unfall so berührt sein um daraus auch für die eigene Region Konsequenzen zu ziehen? Alles ist letztlich nur eine Frage der Statistik, was aber nicht mit Zufälligkeit zu verwechseln ist, denn mit den Bedingungen der Schülerbeförderung dieser Region sind Unfälle vorprogrammiert - so wie eine Zeitbombe die tickt , um hoffentlich doch noch rechtzeitig entschärft zu werden.

Unser Mitgefühl gilt natürlich auch den zahllosen täglich verletzt und schwerstverletzt überlebenden Schulkindern.


Eine kleine Auswahl: