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Kommentar
Die Westdeutsche Zeitung berichtet am 14.1.2004 über das Problem wenn Schulen Reisebusse für Klassenfahrten anmieten. Karl Klann ist Kfz-Sachverständiger und Mitglied unserer Elterninitiative "Sichere Schulbeförderung". Er stellte der Zeitung unseren kürzlich erschienenen Sicherheitsratgeber zur Anmietung von Reisebussen vor.
Sicherheitsratgeber: 370 KB
Siehe auch Karl Klann in: Prüfung des Schulbusses glatt abgelehnt.

Sichere Reisebusse sind für Schulen teuer
Für stärkere Kontrollen vor Klassenfahrten und Ausflügen macht sich der Willicher Karl Klann stark. Er sucht engagierte Eltern.


Schüler-Alltag: Die Fahrt mit dem Linienbus nach Hause. Mit einem solchen Fahrzeug geht es auch manchmal zu Ausflügen


Karl Klann will Eltern für Gefahren sensibilisieren.

BUSSICHERHEIT
Der Sicherheitsratgeber der Elterninitiative drängt auf höhere Standards, denn nach dem Motto "wem es nicht passt, braucht ja nicht mitfahren" könnte bei pädagogischen Ausflügen nicht gehandelt werden. Bei der Angebotsanfrage sollte zum Beispiel beachtet werden:
  • Bei Reisen Pufferzonen für Staus und Pausen lassen
  • mindestens drei Angebote einholen
  • das Unternehmen sollte einem Verband angehört
    Vor Fahrtantritt ist unter anderem zu prüfen
  • Plakette von TÜV und AU sowie Reifenzustand
  • Nachsehen ob Nothämmer und Feuerlöscher da sind.

    Am wichtigsten sollte bei der Auftragsvergabe sein, das Berufskraftfahrer am Steuer sitzen, die Busse nicht älter als fünf Jahre sind und Sicherheitsgurte bereit liegen.

    Kontakte: Die Elterninitiative stellt sich unter www.schulbus.net vor. Wer den Wittischer Karl Klann unterstützen will, meldet sich unter 0172-2028337. Eine Buskontrolle können Schulen beim Verkehrsdienst unter 02162/377 1900 beantragen.
  • Willich. Mit Teddy unterm Arm und Reisetasche stehen die Schüler in der Morgendämmerung vor dem beheizten Bus und dürfen nicht rein. Denn die Polizei inspiziert gerade die Sitzreihen, wackelt am Nothammer, öffnet den Verbandskasten, spricht mit dem Fahrer. Über 50 Mal gab es solche Szenen seit Juli 2003 im Kreisgebiet denn der Verkehrsdienst in Viersen fordert Schulen seitdem verstärkt dazu auf, die Polizei vor Busreisen zu bestellen.
    Das hört der Willicher Karl Klann gerne. Er ist in der Elterninitiative "Sichere Schulbeförderung" aktiv, die in der Eifel gegründet worden ist. "Nachdem ich die Erfahrung machen musste, dass eine Busprüfung in der Grundschule meines Sohnes eher als Aufwand denn als Vorbeugung begriffen wurde, wollte ich einen anderen Weg gehen."

    Der Vater von drei Söhnen arbeitet als Kfz-Sachverständiger, kennt also die technischen Gefahren bei Busreisen. "Ich will die Eltern dafür sensibilisieren wie wichtig etwa Sicherheitsgurte oder intakte Reifen sind", so Klann. "Nur weil ein Bus größer und komfortabler ist als ein Pkw ist er ja nicht sicherer."

    Deshalb hilft der Willicher dabei, einen "Sicherheitsratgeber zur Anmietung von Reisebussen" an Schulen, Eltern und Verein zu geben. Allerdings fängt das Problem schon beim Thema Reisebus an. Heinz Brings, Geschäftsführer des gleichnamigen Bus-Unternehmens in Willich: "Die meisten Schulen mieten bei Ausflügen keine Reise-, sondern Linienoder Überlandbusse."

    Dort kann man zum einen Gepäck kaum sicher verstauen, zum anderen besteht keine Gurtpflicht. Reisebusse müssen den ganzen Tag gemietet werden und kosten 450 Euro, andere Busse schlagen nur mit 130 bis 160 Euro ins Schul-Kontor.

    Von der polizeilichen Kontrolle vor der Abfahrt hält Heinz Brings wenig. "Unsere Busse machen alle drei Monate eine Sicherheitsprüfung bei der Dekra, die sind alle in Ordnung." Die Polizei würde dann nur noch Kleinigkeiten wie "ein fehlendes Pflaster im Verbandskasten" bemängeln und dafür sei dann ein Ordnungsgeld von 25 Euro fällig. Allerdings würden ab und an auch Nothämmer fehlen. "Die sind bei Kindern begehrt." Ohne Ersatz darf der Bus dann nicht starten.

    Der Verkehrsdienst der Polizei bemängelt nach eigenen Angaben meist abgefahrene oder beschädigte Reifen. Auch defekte Beleuchtung findet er oft vor. Leiter Klaus Klein betont aber, dass "die Beanstandungen zurückgegangen sind, seit wir die Prüfungen verstärkt haben." Immer wieder beobachte er auch, dass Schulen Prüfungen ablehnen, weil sie mit Bus-Unternehmen Sonderkonditionen vereinbart hätten "und dann keinen Streit anfangen möchten".

    Ein weiteres Problem sei, dass die Polizei nur eine Sichtkontrolle leisten könne. "Wir gucken uns den leeren Bus an." Ob sich die Schüler während der Fahrt anschnallen oder der Busfahrer dann Getränke verkauft, sei eine ganz andere Sache.

    Von Christina Kiesewetter

    © Westdeutsche Zeitung
    Abdruck hier mit freundlicher Genehmigung.