Fachzeitschrift Bus-Fahrt

EDITORIAL
Von wegen Kinderkram: Abfahrtskontrolle mit Eltern und Polizei - würden Sie, gesetzt den Fall, Ihr Unternehmen soll beispielsweise 40 Kinder zu einer Ski-Freizeit von Köln nach Österreich fahren, eine solche Überprüfung schocken? Kämen Sie sich diskriminiert vor? Könnte Ihr Fahrer mit dieser Situation umgehen? Wie würde er auf Belehrungen pampiger Besserwisser aus der EIternschaft reagieren? Und: Würden Sie als Chef ihm bei einem solchen Termin persönlich beistehen? Fragen, die mich beschäftigen, seitdem ich von der Elterninitiative "Sichere Schülerbeförderung" (www.schulbus.net) gehört habe.

Und nun werde ich nicht nur als Journalist mit dieser Thematik konfrontiert, sondern auch als Vater einer Drittklässlerin, die Anfang Mai fünf Tage mit dem Bus wegfahren wird. Es sind zwar nur 80 Kilometer mehr oder weniger geradeaus, dennoch ertappe ich mich bei dem Gedanken, das mit der Beförderung betraute Busunternehmen unter die Lupe zu nehmen (noch weiß ich übrigens nicht, welches Unternehmen dies ist). Ist dies ein Pferde-scheu-Machen, Beginn einer überflüssigen Hexenjagd? Oder nur Konsequenz daraus, dass Schulen nicht selten dem billigsten und nicht dem besten Anbieter den Zuschlag erteilen? Was soll ich tun? Ich weiß es nicht, sagen Sie es mir. Was für eine Abfahrtskontrolle spricht: Es gibt nun mal schwarze und graue Schafe. Was vielleicht dagegen spricht: Ich prüfe auch nicht das Reifenprofil am Auto meiner Nachbarin, wenn die meine Tochter mal mitnimmt.

Lutz Gerritzen, Chefredakteur Bus-Fahrt

Kommentar von Rolf Diederichs: Lutz Gerritzen setzt sich kritisch mit den Vorschlägen der Elterninitiative auseinander und räumt dabei dem Thema trotzdem seine Berechtigung ein. Nur kommt in den Ausführungen zu kurz, dass der "Reisebus-Check" sich vordringlich mehr mit der Bestellung als mit der Kontrolle befasst. Poliziekontrollen sind eher Stichprobenhaft vorgeschlagen und das der Besteller einer Ware oder Leistung, sich augenscheinlich von einer ordentlichen Qualität überzeugen sollte, empfindet die Elterninitiative nicht diskriminierend.