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Ein Menschenleben war in Mayen am Kloster Helgoland noch nicht genug
Sicherheit an Haltestellen rangiert bei Behörden und Politikern an letzter Stelle

von Rolf Diederichs, 27.6.2005


Der freundliche Fahrer weiß zu improvisieren

Wenn Straßen gebaut oder saniert werden, dann wird das Haltstellenschild förmlich auf Seite geschoben, um bloß keinen Handschlag tun zu müssen. Hier springen Gehbehinderte aus der Böschung in den Bus, aber Bürgermeisterin Veronika Fischer versucht heile Welt durch ihre Presse zu verbreiten. Auch nach einer Verkehrstoten und mehrfacher Beschwerden ist die Stadt trotzdem weiterhin untätig geblieben. Aber jetzt soll alles anders werden.

Seit Jahrzehnten befindet sich am Stadtrand von Mayen die Haltestelle Kloster Helgoland auf der Landstraße in Richtung Rieden. Dort befindet sich ein großes Kloster, zu dem täglich Personal per Bus anreist. Der Redaktion, ebenso so ziemlich jedem anderen aus der Region, dürfte diese Haltestelle schon unangenehm aufgefallen sein, besonders dann, wenn um ca. 12:00 dort eine ältere Frau auf den Bus nach Kirchwald wartet. Die "Schulbus.Net" Elterninitiative beurteilt die Situation dort zwar nicht als die Regel, auch wurden Kinder dort bisher noch nicht bemerkt, aber die Haarstäubenden Mängeln dort sind Paradebeispiele für viele andere Bushaltestellen in Deutschland.

An der Haltestelle Kloster Helgoland ereignete sich schon vor ca. 15 Jahren ein tödlicher Unfall einer älteren Frau aus Kirchwald, die die Straße am Abend (im Dunkeln) im Januar 1990 um 18 Uhr überqueren wollte, um zur Haltestelle zu gelangen. Dies schildert uns eine Frau vor laufender Kamera, die dort im Kloster arbeitet, und mittags regelmäßig den Bus nach Kirchwald benutzt.

Die ältere Frau, sie ist Witwe und verdient sich im Kloster etwas hinzu, schildert uns ihre gefährliche Situation mit den Worten:
"Das ist hier eine Rennstrecke. Es gibt keinen Bürgersteig oder Fläche für den Aufenthalt. Ich muss in der Rinne oder Böschung stehen. Autos fahren mir regelrecht über die Füße, ich konnte mich nur noch mit Sprung in die Böschung retten. Im Winter brauch ich eigenes Salz um überhaupt hier stehen zu können. Der Busfahrer ist sehr nett, er fährt so nahe mit dem rechten Reifen in die Rinne, so das ich mit meiner Gebehinderung leichter aus der Böschung in richtiger Höhe vorne einsteigen kann (Barrierefrei s. Foto).
Der Polizei Mayen hatte ich das schon mehrmals gemeldet, aber dort will man immer nur das Kennzeichen haben, da man sonst nichts tun könnte, aber so schnell kann ich die mir beim Sprung in die Böschung nicht merken. Auch der ehemalige Hausgeistliche Pater Pronde hat schon öfters bei der Stadt versucht was zu erreichen, man würde nicht genug Steuern zahlen hat man ihm vor Jahren gesagt. Sie können das alles so schreiben."
so schildert es deutlich verärgert die Frau.

Unter Niveau in der Rinne nicht nur für Behinderte

Mit Sprung in die Böschung entgeht sie den Autos

Autos fahren ihr nahezu über die Füße. Hier abgedreht als die Kamera erblickt wurde.


Angst vor
Unannehmlichkeiten
Am nächsten Tag hatte die Frau sich das "so schreiben" anders überlegt, sie bekam Angst vor Unannehmlichkeiten, welches typisch für diese Obrigkeitshörigen Region ist. Auch Angst die Haltestelle letztendlich ganz gestrichen zu bekommen, von der Streichung in Neu-Virneburg hat sie wahrscheinlich gehört (wir berichteten), daher wollte sie die Sache nicht breittreten. Aus Rücksicht auf die Frau, möchten wir ihren Namen nicht nennen und auch die Filmaufnahme des Interviews nicht veröffentlichen. Da der Fall aber wichtig für viele andere Menschen und besonders Schulkinder ist, dürfen wir ihn jedoch nicht komplett unter den Teppich kehren.


Parkplatz Kloster Helgoland optimal
Bei der Einrichtung von Haltestellen ist immer eine Zustimmung mit Ortsbesichtigung durch drei Behörden erforderlich. Auch bei Abnahmen von Straßenbaumaßnahmen.
1. Die Straßenverkehrsbehörde, hier Stadt Mayen,
2. Die örtliche Polizei , hier PI Mayen,
3. Der Baulastenträger, hier Landesbetrieb Straßen und Verkehr Cochem.

Vom Landkreis Mayen-Koblenz wurde uns mitgeteilt, dass die Stadt Mayen für die bauliche Ausführung der Haltestelle zuständig sei. Dies war Bürgermeisterin Veronika Fischer unbekannt, so wie sie schon vor Monaten die Haltestelle Geisbüschhof auf den Landkreis schob. Über ihre Kompetenz in Sachen Verkehrssicherheit traten in letzter Zeit ohnehin schon öfters Zweifel auf.

Wir schilderten den zuständigen Behörden die Situation, reichten dazu auch die Fotos der Örtlichkeit bei, boten Filmaufnahmen an, und stellten gezielte Fragen.

Fragen an die Polizeiinspektion Mayen: Sind die Beschwerden dort bekannt? Hat die PI Mayen die Stadt auf die Gefahrenstelle aufmerksam gemacht? Nimmt die Polizei ein Mitspracherecht bei Kenntnissen von gefährlichen Situation wahr?

Fragen an die Stadt Mayen: Sind die Beschwerden dort bekannt? Hat die Stadt den LSV auf die Gefahrenstelle aufmerksam gemacht? Will die Stadt eine sichere Aufstellfläche herrichten, auch mit oder ohne behindertengerechte Bordsteinhöhe? Wird die Stadt einer möglichen Streichung der Haltestelle nicht zustimmen.

Fragen an den LSV: Wurden die baulichen Ausführung von Bushaltestellen früher falsch eingeschätzt? Gab es "Barrierefrei" damals noch nicht, wenigstens ein Bordstein? Die Rinne scheint noch ziemlich neu zu sein. Ist der LSV bereit die Situation zu verbessern?

Fragen an den Bürgermeister der VG Vordereifel Dr Saftig: Ein Bürger aus Kirchwald der VG Vordereifel war vor 15 Jahren betroffen, heute wieder eine ältere Frau aus Kirchwald. Wird er sich politisch dafür einsetzen die Situation zu verbessern? Oder wird er wieder ein Streichung unterstützen (wie in Neu-Virneburg)?

Dr Saftig ließ durch Michael Augel ausrichten: "sowie Bürgerinnen und Bürger den Bürgermeister auf Missstände aufmerksam machen, ist er gerne bereit, auch außerhalb des Zuständigkeitsbereiches der Verbandsgemeinde, sich für die Belange einzusetzen." Solche Art von hohlen Versprechungen sind der Elterninitiative in Sachen Schulbussen nach Nachtsheim genügend bekannt. Auf unsere Anfrage an die SPD Mayen hält die sich dagegen mit leeren Versprechungen vollkommen zurück (eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus). Nur der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler Mayen Georg Schönberg stellt sich voll hinter die Bemühungen der Initiative.

Zu unserer Überraschung erhielten wir schon nach 14 Tagen eine schnelle Entscheidung der Behörden, die wurde uns von der PI Mayen folgendermaßen mitgeteilt wurde: "Am 16.06.2005 wurde die Haltestelle Kloster Helgoland zusammen mit dem Mitarbeiter der Stadtverwaltung Mayen, den Verkehrsbetrieb RMV, Landesbetrieb Straßen und Verkehr der Polizei besichtigt. Aufgrund der gegebenen Situation wird ein entsprechender Stellplatz gegenüber der Haltestelle gebaut. Der Auftrag wird von der Stadtverwaltung Mayen und dem Straßenverkehrsamt zeitnah erledigt."

Zum Glück hat sich die Befürchtung der Frau, dass die Haltestelle gestrichen würde, diesmal nicht bewahrheitet.
Die Redaktion wird beobachten, bis wann und wie die zugesagten Veränderungen erfolgen werden.

Mit der schnellen durchaus positiven Entscheidung, wurde jede weitere Auskunft um die arbeitsweise, die schon ein Menschenleben gekostet hatte, vermieden. Wer jetzt glaubt, dass heutzutage den Behörden solch lebensgefährlicher Flop nicht mehr unterlaufen würden, der irrt gewaltig. So wurde noch im letzten Jahr, in Baar-Welschenbach, nach aufwendigen Kanalarbeiten die Straße und Rinne komplett neu hergerichtet, aber dabei mehrere Haltestellen für Schulkinder vollkommen ignoriert. Ortsbürgermeister Hänzgen, auch stellv. Dienststellenleiter der PI Mayen, steht an der Spitze dieses Ortes unter Verbandsbürgermeister Dr Saftig. Da fragt man sich, ob nun die Kompetenzen dieser Leute bei Wanderwegen oder beim kindersicheren Verkehrsraum liegen? Man beachte, dass nach den heutigen Vorschriften "Barrierefrei Bauen" solche Art von Auslegungen unzulässig sind. Über andere haarsträubende Fehltritte in Sachen Verkehrsicherheit dieser Region wurde hier schon öfters berichtet und weiteres wird in kürze, Urteil des ADAC liegt schon vor, noch folgen.


Heute noch sehen Arbeiten von Heribert Hänzgen und Dr. Alexander Saftig in Baar-Welschenbach so aus.

Hier in Baar-Welschenbach auf der Straße überleben bis der UPS Laster kommt.

Arbeiten von Veronika Fischer: Marode, kriminell und ohne Licht und Fahrplan sind keine Seltenheit in Mayen.



Weitere Informationen:

  1. Zu Schule und Spielplatz über ungesicherte Gleise! 8.06.2005 Mayen (rd)
  2. Wie bemühen sich Gemeinde und Landkreis für sichere Schülerbeförderung und Haltestellen? 15.12.2004 Vordereifel (rd)
  3. Für wen drückte die Polizei Mayen vor der Elisabeth-Sonderschule alle Augen zu? 29.11.2004 Mayen (rd)
  4. Sicherheit an Haltestellen: Kreis Mayen-Koblenz geht weiterhin leichtsinnig vor 1.4.2004 Mayen (rd)
  5. Empfehlungen für Anlagen des öffentlichen Personennahverkehrs - EAÖ 21.6.2004 Köln (rd)
  6. "Gestern wäre es beinahe an der Haltestelle in Baar-Niederbaar passiert" 17.5.2004 Baar (rd)

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